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Die Domina Teil 1


Vor etwa sieben Jahren, ich hatte mich gerade von meiner
zweiten Frau getrennt, traf ich bei einem Wochenendausflug
in die Umgebung durch Zufall meinen ehemaligen Chef, Herrn
L., wieder, in dessen Dentallabor ich zum Zahntechniker
ausgebildet worden war. Wir hatten damals im Grunde ein
recht entspanntes Verhältnis zueinander, wenn, dann
gab es nur mit Abteilungsleitern und dem Meister mal Probleme.
Wir plauderten ein wenig miteinander, und es stellte sich
heraus, daß er ebenfalls gerade aus einer Beziehung kam
und deshalb wie ich allein in der Natur unterwegs war, um
vom ganzen Streß mal Abstand zu bekommen.


Wir gingen zu einem nahegelegen Ausflugslokal und ehe
wir uns versahen, hatten wir dort im Garten drei Stunden
damit verbracht, die Vor- und Nachteile einer Ehe zu diskutieren.
Wir waren also schon in Aufbruchstimmung, als er mir sagte,
daß er da was für mich hätte. Er tat ein wenig geheimnisvoll,
aber ich begriff schnell, daß es sich um etwas Besonderes
handeln mußte. Schließlich zog er eine Visitenkarte aus
seiner Brieftasche und meinte, daß ein Besuch dort sein
Leben völlig umgekrempelt und zum Besseren gewandelt
hätte.


Ich schaute mir die Karte ein wenig ratlos an, denn es stand
dort lediglich "Majestas Domini" und eine
Telefonnummer darauf. Mit einem verschwörerischen Lächeln
gab er mir dazu zwei Ratschläge: Erstens dort in nächster
Zeit anzurufen, und zweitens dabei vor allem unbedingte
Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit walten zu lassen, denn
das würde sicher nicht zu meinem Schaden sein. Wir verabschiedeten
uns, und ich war ein wenig neidisch, denn mein ehemaliger
Lehrherr wollte am nächten Tag nach Barbados fliegen,
was ich auch gerne mal tun würde.


Wieder zu Hause angekommen, schaute ich mir diese ominöse
Visitenkarte etwas genauer an. Das lateinische Motto
übersetzte ich mit "Die Herrlichkeit des Herrn",
einem Begriff aus der christlichen Lehre, der sich auf
Jesus bezieht. War das etwa irgendso ein Sektenmumpitz,
wo einem in der Hauptsache nur das Geld aus der Tasche gezogen
wird? Da fiel mir auf, daß die Karte in der oberen rechten
Ecke eine leichte, kaum sichtbare Prägung hatte. Im richtigen
Winkel zum Licht sah ich ein weibliches Auge mit langen
Wimpern und Liedschatten.


Jetzt wurde die Sache richtig spannend, denn um ein Bordell
konnte es sich ja nicht handeln, wie mir Herr L. zuvor versichert
hatte, außerdem solle die Sache auch noch kostenlos sein.
Also was blieb da übrig? Das vordergründig religiöse Motto
bekam in Verbindung mit der Prägung plötzlich einen zweideutigen
Sinn, denn der "Herr" bezog sich ja wohl auf
den männlichen Kunden, und als "Herrlichkeit"
im Zusammenhang mit einer Frau fiel mir nur etwas Erotisches
ein.


Also holte ich mir das Telefon und wählte gespannt die Nummer,
aber zu diesem Zeitpunkt ahnte ich nicht mal ansatzweise,
in was für ein verrücktes Abenteuer mich dieses Telefonat
stürzen sollte.


Es meldete sich eine dunkle, rauchige Frauenstimme, die
etwas seltsames an sich hatte, was ich aber nicht gleich
zuordnen konnte. Denn kaum hatte ich meinen Namen genannt,
unterbrach sie mich wie selbstverständlich und sagte,
daß der ursprüngliche Besitzer der Karte bereits meinen
Anruf angekündigt hatte. Zur Besprechung aller Einzelheiten
solle ich am nächsten Tag um 10 Uhr früh in ihr Haus außerhalb
der Stadt kommen. Mit einem "Seien sie pünktlich!"
legte sie danach einfach auf.


Kaum hatte ich hastig ihre Adresse auf eine Zeitung gekritzelt,
da kam ich drauf, was mir an ihrer Stimme sofort aufgefallen
war:


Sie klang irgendwie bedrohlich...


Die Bezeichnung "Haus" kann kaum wiedergeben,
was ich unter der Adresse am Folgetag vorfand. Nach etwas
Sucherei gelangte ich über die Landstrasse schließlich
auf ein riesiges und völlig abgeschiedenes Anwesen, auf
dem ich erst mal durch einen kleinen Wald fahren mußte,
um zum Gebäude zu kommen, das sich als ein kleines Schloß
herausstellte!


Vor dem Haupteingang führte der Kiesweg um einen großen
Marmorbrunnen herum, in dessen Mitte eine Figurengruppe
lebensgroßer nackter Männer und Frauen bei einer Orgie
dargestellt waren. Am Rand gab es ein paar sprudelnde Wasserbögen,
aber in der Mitte schoß ein dünner Wasserstrahl drei, vier
Meter in die Höhe, er kam direkt aus dem gewaltigen Penis
einer Figur, die, auf dem Rücken liegend, sich wohl gerade
im Orgasmus aufbäumte.


Der örtliche Pfarrer war hier, zumindest offiziell, sicher
nur sehr selten zu Gast!


Kaum angekommen und ausgestiegen, öffnete sich die Tür,
und eine ältere, elegant gekleidete Dame erschien um mich
einzulassen. Ich war von ihrer Erscheinung erst ein wenig
enttäuscht, aber als wir uns begrüßten, merkte ich, daß
sie nicht die Stimme am Telefon war. Sie führte mich in einen
überraschend modern eingerichteten Salon, setzte sich
hinter einen gläsernen Schreibtisch und bot mir den Platz
davor an.


Liebenswürdig lächelnd erklärte sie mir, worum es überhaupt
ging. Sie werde mir gleich eine ganze Reihe von Fragen stellen,
die, mit von mir nachgereichten Fotos, notwendig seien,
um eine einzige, speziell auf mich abgestimmte "Sitzung"
zu kreieren, wo mir dann ihre Chefin, die sie nur "Madame
Petra" nannte, ein unvergessliches Erlebnis bereiten
würde. Sie täte dies aus einer inneren Passion zur Liebe
und Humanität heraus, wobei finanzielle Interessen keinerlei
Rolle spielten. Dies sei auf einen sehr exklusiven Kreis
beschränkt, wobei ich durch die Fürsprache meines ehemaligen
Chefs eine Ausnahme bilden würde. Sie machte deutlich,
daß gegenseitige Diskretion absolute Voraussetzung
war, denn die Öffentlichkeit sei nicht in der Lage, die
Prinzipien von Madame zu verstehen, ebenfalls würden
alle von mir gemachten Angaben später gelöscht.


Weiter versicherte sie mir, daß gegen kein Gesetz verstoßen
werden würde, und niemand während der Sitzung ernsthaft
zu Schaden käme, ich aber dennoch ein Codewort erhalten
würde, um im Notfall einen Abbruch zu erwirken.


Das klang ja schon mal ziemlich spannend, aber als sie mit
mir den ewig langen Fragebogen durchging, wurde mir doch
etwas mulmig zu Mute, denn sie erkündigte sich nach meinem
Gesundheitszustand, und ob ich wohl irgendwelchen "Einschränkungen"
unternläge, wie etwa ein schwaches Herz oder dergleichen!
Auch wollte Sie alle Details aus meiner Kindheit und Jugend
erfahren, mein Verhältnis zu Eltern, Verwandten, Freundinnen
und Ehefrauen. Dabei wies sie öfters darauf hin, daß nur
wahre und aufrichtige Antworten zu einem "befriedigenden
Ergebnis" führen könnten.


Dreimal summte währenddessen ihr Telefon, wobei sie nur
den Hörer aufnahm und lauschte, aber nichts sagte. Die
ersten beiden Male dachte ich mir nichts dabei, aber dann
kam es mir doch seltsam vor, denn jedesmal stellte sie bald
darauf eine ergänzende Frage, die nicht auf dem Bogen stand.
Ich hatte den deutlichen Verdacht, daß uns jemand heimlich
belauschte und womöglich sogar zusah.


Ich konnte mir allerdings schon denken, wer das war...


Zwischendurch wurden Getränke und ein kleiner Imbiss
gereicht, so daß die Zeit sehr angenehm verging, als mir
plötzlich auffiel, daß es begann Dunkel zu werden. Wir
sind dann aber bald zum Abschluß gekommen, und ich wurde
mit einer Anforderungsliste von Fotos aus meinem ganzen
Leben, die ich ihr faxen sollte, verabschiedet.


Sie gab mir noch ein Paar Verhaltensmaßregeln mit auf den
Weg, etwa daß ich angerufen werden würde, wenn alle Vorbereitungen
abgeschlossen seien, und ich dann gut ausgeschlafen und
frisch geduscht nach einer leichten Mahlzeit zu dem angegebenen
Termin erscheinen, und mir auch besser die folgenden beiden
Tage frei halten sollte.


Na, DAS konnte ja was werden!


Ich sah mich schon in den Fängen einer sadistischen ,
die mich halb zu Tode foltern würde! Aber jetzt hatte ich
bereits alle Details meines Lebens einer wildfremden
Frau anvertraut, also wollte ich auch unbedingt wissen,
was dabei rauskommen sollte. Ich suchte alle gewünschten
Fotos zusammen, fotokopierte sie, und beschrieb daneben
genau, wer und was darauf zu sehen war. Dann faxte ich den
ganzen Stoß und wartete gespannt auf den angekündigten
Anruf.


Der kam nach etwa zwei Wochen, allerdings überraschte
es mich, mitten in der Nacht angerufen zu werden. Da war
sie wieder, diese interessante Stimme, die mir nur knapp
mitteilte, daß ich mich am kommenden Freitag um 09:00 Uhr
einzufinden hatte.


Warum hatte sie so lange gebraucht, um sich auf mich vorzubereiten?
Was würde mich erwarten? Alle Anweisungen befolgend,
traf ich schließlich auf das Äußerste gespannt pünktlich
beim Schloß ein.


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